Alpen
Wie viele sächsische Bergsteiger zog es auch die junge und ungemein sportliche Irmgard Uhlig in die Alpen. 1931 bestieg sie ihren ersten Alpengipfel, 1934 den ersten Viertausender. Das Malzeug war immer dabei. Später sagte sie:
„Ich war immer bereit zu neuer Arbeit in größtmöglicher Höhe. Meine Erfüllung fand ich in den Westalpen.“
Und dann kam der Zusatz:
„Doch die eigentliche Reife gaben mir die Berge der Heimat“.
Sie legte vor allem in ihren letzten Lebensjahren großen Wert darauf, Malerin der Berge zu sein, der Berge im weitesten Sinn.
Ihr Vorbild in der alpinen Malerei war der Engländer Edward Theodore Compton (1849 - 1921). Als bergsteigender Maler entsprach er genau dem Ideal, das Irmgard Uhlig selbst auch verfolgte. Mit der ihr eigenen Energie und Willenskraft bewältigte sie ein unglaubliches Pensum an Bergbesteigungen und Bergmaltouren in den Jahren bis kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs. Sie lernte die Stubaier und Öztaler Alpen kennen, war in den Dolomiten und reiste immer wieder in die Schweizer Alpen. Die Fahrt zum Großglockner 1944 wurde für viele Jahre die Abschiedstour von den Alpen. Erst 1954 war wieder eine Alpenfahrt möglich, die sie auf den Watzmann führte.
Nach dem Bau der Berliner Mauer folgten mehrere Jahre Zwangspause, die sie für Fahrten in die osteuropäischen Gebirge nutzte. Dann, als sie Rentnerin geworden war, konnte sie ab 1970 wieder regelmäßig in die Alpen fahren.
Im Jahr 1997 berichtet Irmgard Uhlig begeistert von ihrer Fahrt vom Bodensee in die Französischen Alpen:
„Bei schönem Wetter fuhr ich ein letztes Mal in das Mont Blancgebiet. In Chamonix nahm ich die erste Gondel auf den 3842 m hohen Aiguille du Midi. Bei völliger Windstille malte ich mit meinen 88 Jahren drei Aquarelle in 6 Stunden: den Grand Jorasses, den 1000 m höheren Mont Blanc und die Aiguilles mit der Aiguille Verte. In der Sonne war es warm, im Schatten lag Eis. Es war mein schönster Maltag.“